Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in dem neuen Buch des Autors Gunnar Staalesen.
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Von Angesicht zu Angesicht
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Broschiert
284 Seiten
Fischer (Tb.)-Verlag
Erscheinungsdatum:
Februar 2006
ISBN: 3596168066
Kurzbeschreibung

Privatdetektiv Varg Veum ist entsetzt: In seinem Wartezimmer sitzt ein toter Mann. Sein stiller Gast - der Lehrer Erlend Ekerhovd - hatte anscheinend auf eigene Initiative Nachforschungen über einen rätselhaften Mord angestellt, der vor vierzehn Jahren an der Nordwestküste Norwegens passiert ist. Eine Frau hat ihrem Leben ein Ende gesetzt, indem sie ins Meer ging. Aber Erlend Ekerhovd, der die Frau sehr gut gekannt hatte, zweifelte an einem Selbstmord. Er glaubt, dass die Frau ins Wasser getrieben wurde. Hat ihn sein Misstrauen am Ende das Leben gekostet?

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

In meinem Wartezimmer saß ein Toter.
Es war Ende Oktober, und ich kam gerade von einem Auftrag zurück, der mich nach Ølve geführt hatte, einen der Orte im Vestlandet, wo Gott Perlen vor die Säue geworfen und sie nie wiedergefunden hatte. Dennoch hatte man ihm erstaunlicherweise auch in Ølve eine Kirche errichtet, wo der Pfarrer Sonntags manchmal zum Gottesdienst rief, wenn sein Tourneeplan ihn in die Gegend verschlug. Mein Auftrag dort war eher akademischer Natur gewesen. Es ging um irgendwelche Grenzpfähle, die irgendjemand nachts versetzte. Ich hatte zwei Nächte in einem abgelegenen Kuhstall verbracht, in der Hoffnung, den Täter auf frischer Tat zu ertappen. Doch der Grund für die Pfahlmanipulationen hatte so tiefe Wurzeln in der langen Familiengeschichte der beiden Nachbarhöfe, dass ich meinem Auftraggeber vorschlug, sich stattdessen an den staatlichen Denkmalpfleger zu wenden. Ich selbst begnügte mich mit dem Vorschuss, der auf der Rückfahrt zumindest die Fährkosten von Våge nach Halhjem deckte.
Eine westnorwegische Herbstlandschaft im Regen ist nicht viele schöne Worte wert. Heftige Stürme am Anfang des Monats hatten die meisten Blätter von den Bäumen gefegt. Die Farben auf den Hügelkuppen zwischen Halhjem und Ulven waren graubraun und verwaschen, und der Himmel hing wie eine brüchige Hängematte über dem Ganzen. Ich hörte die Vormittagssendung von NRK-Hordaland im Autoradio, die allerdings auch nicht dazu angetan war, meine Stimmung zu heben. Zwischen fünf- und sechstausend Studenten hatten gegen den Staatshaushalt demonstriert, und die Verwaltungsbüros der Universität Bergen waren von studentischen Aktivisten besetzt worden. In Bergen stritten sich die Politiker, ob sie die Vergabe der Schankrechte ausdehnen sollten.
Als ich in die Stadt kam, beschloss ich, noch kurz ins Büro zu gehen und den Anrufbeantworter abzuhören. Ich parkte in der Strandgaten, steckte den nötigen Beitrag für die Stadtkasse in die Parkuhr und eilte durch den Regen Fortunen hinunter und dann um die Ecke zum Strandkaien. Vor der Tür der Hausnummer zwei hielt ich einen Moment inne und schüttelte den grünen Südwester aus, rollte ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, bevor ich in den Fahrstuhl einstieg. Man konnte nie wissen. Vielleicht tauchte ja plötzlich eine Journalistin aus Olesund auf.

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Rezensionen
Autoren-Interview

Aus alter Gewohnheit öffnete ich die Tür zum Wartezimmer, um von dort aus ins Büro zu gehen. In der Türöffnung blieb ich stehen. Zum ersten Mal seit langer Zeit saß dort ein potentieller Klient. Doch die Chance hatte ich verpasst, ehe ich überhaupt davon gewusst hatte. Auf jeden Fall war ich nicht mit ihm verabredet gewesen. Ich hatte ihn noch nie gesehen, und ich brauchte nicht lange, um festzustellen, dass er tot war.
Das Wartezimmer war noch nie ein besonders gemütlicher Aufenthaltsort gewesen. Hätte es nicht zum Büro gehört, hätte ich es niemals so lange behalten. Die Wochenzeitschriften, die ich im Sommer 1975 vom vorherigen Mieter geerbt hatte, waren mittlerweile so alt, dass sie jeden Tag im Wert stiegen. Für den abgenutzten Teaktisch fürchtete ich das Gegenteil, und die klassischen Wartezimmermöbel aus Chrom und moskaurotem Kunstleder luden auch nicht gerade zu einem längeren Aufenthalt ein. So saßen dort denn auch immer weniger Leute. Der tote Mann auf dem Sofa war seit vielen Wochen der erste.
Es bestand kein Zweifel daran, dass er tot war. Sein Puls entsprach dem einer Beethoven-Büste. Wer er war, damit wollte ich mich überhaupt nicht befassen, jedenfalls nicht, bevor die Polizei dagewesen war. Was konnte ich sonst tun? Es würde sicher sowieso kompliziert genug werden.
Ich rief sie auf dem Handy an, ohne den Toten aus den Augen zu lassen, als hätte ich Angst, er könnte sich aus dem Staub machen. Sie sagten, sie würden sofort ausrücken. Und es dauerte auch nicht lange, da hörte ich sie draußen auf dem Korridor.
In der Zwischenzeit hatte ich mir den Mann etwas genauer angesehen. Er war Anfang vierzig und von gewöhnlichem Aussehen, fast ein bisschen farblos. Sein Gesicht war länglich und seine Kleidung alltäglich: weißes Hemd, braune Hose, graues Jackett, aber kein Schlips. Sein Haar war bräunlich fahl und dünn. Er saß schief auf dem roten Sofa, mit ausdruckslosem Gesicht, als sei er von einem plötzlichen Einfall ergriffen worden und eingenickt. Es gab keine äußeren Zeichen dafür, was seinen Tod verursacht hatte.
Also wer war er? Und was machte er in meinem Wartezimmer?
Viel weiter kam ich nicht mit meinen Überlegungen, denn es klopfte laut an der Tür. Ich öffnete sie, mit einem Taschentuch um den Griff.
Kommissar Jakob E. Hamre führte den Trupp an. »Ich dachte, ich rücke lieber selber aus, als ich hörte, dass du angerufen hast, Veum«, sagte er und ließ seinen Blick schnell durch den Raum hinter mir gleiten. Draußen auf dem Korridor warteten Polizeiinspektorin Annemette Bergesen, die Wachtmeister Bjarne Solheim und Arne Melvær und zwei weitere uniformierte Beamte den Lauf der Dinge ab.
»Das Beste ist gerade gut genug für mich«, sagte ich und trat zur Seite. »Ich weiß nicht, wie ihr den Tatort definieren wollt, aber .«
Hamre betrachtete den Toten auf dem Sofa grimmig. »Und du bist sicher, dass er wirklich tot ist?«
»Ich habe bei Beerdigungen schon Lebendigere gesehen.«
»Ja, ja, unter den Hinterbliebenen ...«, murmelte er.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Bergesen räusperte sich hinter ihm. Er sah entschuldigend in ihre Richtung und sagte schnell: »Ja, wir müssen - genauer nachsehen, natürlich.«
Langsam betraten sie den Raum, abgesehen von den beiden Beamten, die draußen Stellung bezogen. Weitere Klienten würde ich an diesem Tag wohl nicht bekommen, fürchtete ich.
»Und du hast keine Ahnung, wann .?«
»Nein. Ich bin hier vor .« Ich sah auf die Uhr. »Ungefähr einer Viertelstunde angekommen.«
»Und du weißt auch nicht, wer er ist?«
»Ich habe ihn noch nie gesehen.«
»Hm.«
Die vier Kriminalbeamten standen da und betrachteten den Toten mit unterschiedlicher Miene. Hamre und Bergesen zeigten gemäßigtes Interesse; die Gesichter der beiden jüngeren Beamten verrieten, dass sie sich in der Situation weitaus unbehaglicher fühlten, besonders der junge Melvær. Er schluckte und schluckte, als sei ihm etwas im Halse stecken geblieben. Solheims Haare standen zu Berge, doch das lag an seiner Frisur und war kein Zeichen von Erschütterung. Ich stellte fest, dass Hamre, obwohl er nur wenige Jahre älter war als ich, deutlich grauere Haare bekommen hatte. Mit sechzig würde er weiß sein. Annemette Bergesen sah hingegen unverschämt gut aus, frisch verheiratet wie sie war - mit einem Biologen vom Institut für Hochtechnologie in Bergen, wenn ich mich richtig erinnerte, und immer noch braun gebrannt von einem späten Sommerurlaub, wenn sie nicht sogar in einem exotischen Teil der Welt auf Hochzeitsreise gewesen war, wie es zurzeit viele taten. Beate und ich waren damals nach Arendal gefahren, und das war für uns damals schon exotisch genug gewesen.

Danke an den Fischer (Tb.)-Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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